KAOS, eine Liebeserklärung… von Okan Akgöl

„Es ist einfach schön so leben zu können, wie man träumt..“

Der studierte Designer aus Istanbul lernte während eines Auslandssemesters in Berlin die KAOSväter Fede und Jascha kennen und beschloss zusammen mit diesen eine Werkstatt zu suchen. Am Ende der Suche standen die drei vor der Mammutaufgabe die massive Fabrikhalle in Oberschöneweide in das Coworkingspace zu verwandeln, das es heute ist. Sollte man Okan in der Werkstatt suchen, muss man eigentlich nur nach der Baute Ausschau halten, die am höchsten ragt oder hören, von wo der Techno am lautesten schallt. . „Groß denken“ ist seit den Anfängen des Coworkingspace KAOS die Prämisse für alle, die diesen Ort realisiert haben. Genauso groß sind auch seine Holzinstallationen. Wer über das erste Maiwochenende im Sisyphos war, war dort höchtwahrscheinlich Zeuge*IN der Verbrennung einer acht Meter großen AK47, aus deren verkohlten Überbleibseln eine glühende Ente zum Vorschein kam. Habt ihr im letzten Jahr vielleicht in einer riesigen Holzgiraffe gesessen oder wollt ihr in einer Holzkapelle in den Alpen heiraten? Okan realisiert das. Die surrealen und absurd großen Installationen regen zum Träumen an und binden die BetrachterInnen ein. Im Kontrast aber nicht im Schatten steht seine Tattookunst, mit der er im kommenden Jahr in einem mobilen Tattoostudio (einem ausgebauten Rettungswagen) durch die ländlichen Gegenden der Türkei fahren will, um zu tätowieren und mit den Menschen zu reden und diese Reise zu dokumentieren. Es sei Ironie mit dem Rettungswagen in die Heimat zurückzufahen, jetzt, da so vieles im Argen liege. Kunst also als Medizin für den kranken Patienten, Tattoos für die Seele und ein gutes Gespräch für den Künstler…

Was baust du gerade? Gerade baue ich eine Holzkapelle für ein schweizer Festival in den Alpen. Darin wird ein Bekannter Dj heiraten und während des Festivals wird die Kapelle als Schnapsbar eingerichtet.

Wie kamst du zu KAOS? Ich bin einer der Mitbegründer von KAOS und habe Fede und Jascha während meines Auslandsjahres in Berlin kennengelernt. 2009 war das, glaube ich. Danach habe ich zwar vier Jahre als Designer in Istanbul gearbeitet, bin aber immer mal wieder in Berlin zu Besuch gewesen. 2013 haben wir dann bei so einem Besuch überlegt eine kleine Werkstatt zu suchen, allerdings nichts kleines gefunden, sondern die Halle. Und dann hat sich das Konzept von allein entwickelt.

Was war das Skurrilste, was du im KAOS erlebt hast? Oder was hat dich überrascht, positiv? Kann auch verrückt sein? Also eigentlich die Tatsache, dass es so klein angefangen hat und jetzt so groß geworden ist. Wir waren ja wie gesagt drei Begründer und waren dann erstmal zehn Leute hier. Als wir an dem Punkt waren zu entscheiden, ob wir die andere Hälfte nehmen, oder nicht, haben wir uns dafür entschieden. Und ich glaube immernoch, dass man einfach größer denken muss, anstatt immer das eigene Brot zu backen. Man sollte auch etwas für andere tun. Die zweite Hälfte der Halle bekommen zu haben war einfach großes Glück und das KAOS von heute bestätigt das.

Man kann sich gut vorstellen, dass erstmal viele gesagt haben: Ne, das ist zu groß, ihr seid zu wenige.. Ja, Alle haben das gesagt! In meinem Leben ist es immer so, wenn ich was mache sagen alle erstmal: „Ey, bist du verrückt?“ und „Das geht nicht!“

Aber man muss durchziehen und daran glauben, dann passiert es immer. Es wird realisiert.

Was war der Moment, indem ein Projekt oder ein Stück entstanden ist, das dich überzeugt hat dranzubleiben und professionell weiterzumachen? Also eigentlich jeder Tag. Jeder Moment hier ist schön. Von Anfang an wurde Schweiß und Herzblut hier reingesteckt.

Und dein Lieblingsstück? Vielleicht die Giraffe. Die war so gebaut, das man sich reinsetzen konnte. Oder der Wal. Ja, der Wal war auch geil.

Wenn man deine Sachen sieht und auch vergangene Projekte sind die ja schon enorm groß. Hängt das mit der Halle zusammen, also mit dem Raum hier? Du baust größer, weils auch größer geht? Nein, eigentlich nicht. Es ist mehr eventbezogen. Gut, wir haben die große Halle und es ist einfach besser ein großes Stück zu bauen, das im Fokus bleibt, anstatt tausend kleine Sachen zu verteilen. Das schafft Atmosphäre und die Menschen sehen im ersten Augenblick dieses riesige Gebilde und werden überzeugt. Wenn die glücklich sind, dann sind wir auch glücklich.

Auf dem Weihnachtmarkt habe ich zum Beispiel die Hirsche und letztes Jahr für meine Geburtstagsparty einen acht Meter langen Wal gebaut. Dann noch ein DJ Pult, eine Bar, alles mögliche. Ich denke, wenn man was macht, dann muss man es richtig machen und sich auch ein bisschen Mühe geben und sich Gedanken machen. Und wie gesagt, wenn da so ein großes Ding steht, dann macht das schon viel aus.

Was war das für ein Gefühl die Ak47 im Sisyphos abzubrennen? Hat das ein bisschen weh getan? Ne überhaupt nicht. Das war nur ein bisschen aufregend, weil man nicht wusste, ob sie nach rechts oder links umfällt.

Aber das geilste war, die Gesichter der Leute im Feuerschein zu sehen. Wie die gelächelt haben und wie glücklich sie waren. Das ist wie beim Kochen. Wenn man gut kocht, lächeln die Leute, weil es schmeckt. Man freut sich mit ihnen und weil man zu diesem Glück beigetragen hat. Das ist genau dieses Gefühl.

 

Hast du jemanden, eine bestimmte Person bei KAOS, die dich beeindruckt oder inspiriert hat oder das immer noch tut? Ja, Es gibt viele. Also KAOS ist ja im Grunde ein Ort, an dem man jeden Moment was lernen kann. Wenn man mit Metall arbeitet und nicht genau weiß wie, dann gibt es z.B. Volker mit der Schmiede. Wenn man schweißen will, fragt man Willi oder Fede und lernt von denen. Bei Holzarbeiten fragt man Patrick oder Katja und lernt von denen. Also viele. Viele machen inspirierende Sachen.

Das macht die ganze Atmosphäre aus. Alles gehört zusammen und es ist schön zu sehen, dass alles passt und einander antreibt ohne stehenzubleiben. Man könnte das mit einem Zug vergleichen. Jeder einzelne Waggon gehört dazu und der rollt zusammen. Wenn hier irgendjemand Probleme hat, kann man hier eine Lösung finden. Jede einzelne Person hier ist sehr sehr wichtig, weil sie Energie für den Zug gibt.

Ich weiß nicht was noch. Das wars eigentlich…Vielleicht eins noch: Es ist einfach schön so leben zu können, wie man träumt..

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